Meine Eltern nahmen mich zu sich, um mich zu erziehen, nicht nur, um mich zu verstecken. Sie wollten nur das Beste für mich
Stefania und Albin Dubiniecki sorgten für mich. Ich wurde als ihre Tochter getauft. Meine Papiere waren vom Kleinkinderheim „Pfarrer Baudouin“ ausgestellt, damit meine Eltern nötigenfalls erklären konnten, woher sie plötzlich einen acht Monate alten Säugling hatten.
Nach dem Krieg zogen meine Eltern nach Siemianowice in Schlesien, wo ich die glücklichste Zeit meines Lebens verbrachte. Ich hatte eine liebevolle Familie, Mutter und Vater sorgten nicht nur für mich, sie verwöhnten mich sogar.
In der Zeit zwischen 1947 und 1951 gaben meine Eltern mich häufiger ins Kleinkinderheim in Turawa oder in ein Heim an einem anderen Ort. Ich hatte so große Sehnsucht nach ihnen, dass ich verschiedene Krankheiten simulierte, nur um wieder zu meinen Eltern zu kommen.
Heute weiß ich, dass damals nach jüdischen Kindern gesucht wurde, die polnische Familien gerettet hatten.
Später zogen wir nach Katowice um und mein Vater wurde krank. Er starb, als ich neun Jahre alt war. Mama, die als Frau eines Vorkriegsoffiziers nie beruflich gearbeitet hatte, musste uns beide jetzt allein unterhalten. Als Witwe eines Kriegsinvaliden konnte sie einen Ruch-Kiosk in Pacht nehmen.
Nach Vaters Tod erhielt ich anonyme Schreiben, aus denen ich erfuhr, dass ich ein jüdisches Kind sei, ein Findelkind u.ä.m.. Die Absender meinten, dass ich nicht in einer polnischen Familie aufwachsen, sondern besser zu „meinen Leuten“, d.h. nach Israel gehen sollte. Mama stritt alles ab und behauptete, dass ich ihr Kind sei. Ich spürte, dass sie mir nicht die Wahrheit sagte, aber ich wollte sie nicht aufregen und schwieg deshalb. Eine kurze Zeit lang spielte sie sogar mit dem Gedanken, Polen zu verlassen.
Ende der 1950er Jahre wurde Mama ernsthaft herzkrank und musste häufig ins Krankenhaus. Wir hatten keine Familie, an die ich mich hätte wenden können. Sie starb im November 1958. Damals war ich 16 Jahre alt und mutterseelenallein.